Immer mal wieder kommt es vor, dass Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, für kurze Zeit Gäste unserer Pfarrei werden. Unser Gästezimmer im Pfarrhaus ist ausgerichtet auf Pilger und eben solche Gäste in sozialen Notlagen (z.T. vermittelt durch die Fachstelle für Diakonie in Stans). Wir wollen Hand reichen, wenn Menschen Halt und Orientierung verloren haben, bzw. wenn Menschen auf dem Weg sind und/oder auf der Suche nach sich selbst.
Auf diese Art und Weise ist Valentin für knapp zwei Wochen Gast unserer Pfarrei gewesen; er hat sich erholt, im Gemeinschaftsgarten eingebracht, Arbeit gesucht und glücklicherweise gefunden.
Mit diesem Bericht gibt der uns Einblick in die Geschehnisse, bevor er nach Ennetmoos gekommen ist:«Als allererstes bedanke ich mich ganz herzlich bei Markus und der Pfarrei für die Gastfreundschaft und die Unterstützung in dieser schweren Zeit. Es ist eine Ehre hier Gast zu sein!
Nicht nur mir allein ist es jetzt schwergefallen, sondern uns allen - jeder Mensch ist irgendwie von den Covid Maßnahmen betroffen.
Also alles begann, als mein Vater am 08. Februar dieses Jahres starb; und ich auch in dieser Zeit meinen besten Freund verloren habe. Dazu habe ich meine Mietwohnung in Kassel verloren, weil das Haus schon zu alt ist und abgerissen werden soll. Da habe ich verstanden, dass ich jetzt derjenige bin, der sich um meine zwei minderjährigen Geschwister und meine Mutter kümmern muss.
Über zwei Wochen lang habe ich täglich getrunken, mit niemandem gesprochen - aber gar nicht!
So erkannte ich das Gefühl, nicht mehr lebendig zu sein und lebendig sein zu wollen, habe mich für eine Reise entschieden und so begann der Kampf, meine Suche nach dem Stein der Weisen. Mein Wille wurde mobilisiert.
So habe ich mir eine Stelle organisiert, und anfangs März war ich schon in der Schweiz, aber Gott wollte es anders! In der Folge wurde ich nicht eingestellt wegen fehlenden Führerscheins und der allgemein Covid-bedingten, destruktiven Wirkung in allem.
Ich gab nicht auf und suchte weiter nach mir selbst.
Gewisse Zeit habe ich zwischen verschiedenen Orten wie ein Nomade gependelt, bin in Gasthäusern und Hotels untergekommen, dann ging das Geld aus, ich setzte meinen Zug fort!
Hunger, Kälte, Nächte im Freien, Verirren im nächtlichen Wald, endlose Märsche mit dem Koffer und täglich auf der Suche nach Antworten...
Also bin ich durch die Schweiz gewandert auf der Suche (…)
So nach mindestens 2 Wochen im Freien, ohne Obdach und durch jede Not, bin ich irgendwann und irgendwie bei Markus in St Jakob gelandet.
Buen Camino!
Valentin»Valentin:
Ganz herzlichen Dank für diesen ehrlichen und eindrücklichen Bericht.
Wir wünschen dir von ganzem Herzen alles erdenklich Gute für deine Zukunft und Gottes reichen Segen!